Zu den Aquarellen von Ernst Reinhold


Ernst Reinhold, Schauspieler, Maler, Photograph, Regieassistent, Hochleistungssportler im Segeln und Weltreisender hat sich in seinem abwechslungsreichen Leben immer wieder mit dem auseinandergesetzt was ihm primär durch sein Augenlicht an Eindrücken vermittelt wurde: Sehen ist für ihn zu einer Leidenschaft geworden.

IMG_0967„Sehen“ bedeutet für Reinhold vieles, in erster Linie aber „lernen“. So sieht er mit geschultem Auge durch die Kamera, die ihm erlaubt Szenen des Lebens festzuhalten und stellt nach einer langen Reise fest: „ Ich habe in Augen gesehen und mit einem Blick viele Gesichter verstanden“.

In Augen sehen und verstehen – darum geht es auch in seinen Aquarellen, die abseits vom spektakulären Kunstbetrieb entstehen. Hier, in kontemplativer Abgeschiedenheit konzentriert sich Reinhold auf seine künstlerische Arbeit und hier hat er sich auch einen bestehenden Platz geschaffen.

Gegenstand seiner Arbeit ist das menschliche Antlitz, das er in phantasievoller Weise immer aufs Neue zur Erscheinung bringt. Er zeigt uns in seinen spontan gemalten Bildern Charaktere, Temperamente oder Karikaturen, im eigentlichen Sinne Spiegelungen menschlichen Seins.

Gesichter in Sternen, Blüten, und Blumen in zart-weichen Farben, weisen metaphorisch auf die Beziehung des Menschen zur Natur, die uns heute zu entschwinden droht. Transzendenz-Gedanken bei den Blättern Yin und Yang – freigesetzte Energien erkennt man im „Antlitz mit rotem Abriss“, Maskenhaftes im „blauen Kopf“. Immer wieder finden wir Antipoden in seinen Arbeiten, Weibliches und Männliches, Feuer und Wasser, Gutes und Böses, Heiteres und Trauriges.

Wird hier nicht dem physischen Auge das geistige Auge gegenüber gestellt? Es bleibt dem aufmerksamen Betrachter überlassen, Kraft seiner eigenen Phantasie in diesen von Reinhold geschaffenen „Seelenspiegeln“ zu lesen.

Nicht ohne Grund bedient sich Ernst Reinold der Technik der Aquarellmalerei, die ihm eine spontane Wiedergabe des Bildmotivs erlaubt. Mit geübtem, leichtem Pinselstrich setzt er die Farben auf das weiße Papier. Die Palette reicht hier von leuchtend kräftigen Farben, wie gelb – blau – grün und rot bis zu duftiger Farbigkeit mit durchlichteten reinen Tönen.

Er malt teils nass in nass ohne Kontur, so dass die Farben ineinander überfließen oder lässt einzelne Farbpartien erst antrocknen und umzieht oder um malt dann mit fließenden Pinselstrichen. Aus dieser technischen Sicherheit, die nie zur Routine abgleitet, entstehen seine ansprechenden Blätter, die manchmal Notizen des täglichen Lebens mit Menschen sein können.

Es ist Ernst Reinhold zu wünschen, dass er mit seinen Aquarellen ein Publikum erreichen wird, das diese Arbeit zu sehen und zu erkennen vermag.

Dr. Petra Michel, München


Über Ernst Reinhold

Reinhold absolvierte ein Studium an der Schauspielschule Otto-Falckenberg in München. Ab 1957 war Ernst Reinhold als Schauspieler unter anderem an der Seite von Heinz Rühmann (Der Pauker) und Heinz Erhardt (Vater, Mutter und neun Kinder) zu sehen. Nach Beendigung seiner Laufbahn als Schauspieler, war er von 1960 bis 1963 Maler in Stockholm. Er arbeitet 1969 als Regieassistent mit Harry Buckwitz an dem Stück von Max Frisch Biografie und der Welturaufführung des Vietnam Diskurs von Peter Weiss. Er besitzt seit 1981 ein Atelier in München. Seine Bilder wurden in verschiedenen Städten Deutschlands und in Sydney ausgestellt.